Einen „Geographical“ machen, sagen wir in den USA umgangssprachlich und meinen damit einen Ortswechsel, möglichst weit weg von der alten Heimat und dem Konsumumfeld. Viele Bekannte von mir haben dies gemacht, weil sie zu der Erkenntnis gekommen sind, dass sie in ihrer alten Heimat bereits alles verloren hatten, was ihnen wichtig war und was eine solide Basis für ein cleanes Leben nach der Reha hätte sein können. Andererseits gibt es auch viele Betroffene, für die es eher umgekehrt ist: Für sie ist es keine Option, ihre Familien und ihre Jobs hinter sich zu lassen.
Ich selbst bin mittlerweile nach Palm Springs umgezogen. Palm Springs ist bekannt dafür, dass viele Ex-User hier leben. Es existiert eine richtige "Clean"-Kultur hier, mit vielen motivierten ehemaligen Konsumierenden und mit Selbsthilfegruppen für jeden Geschmack. Das sind natürlich optimale Voraussetzungen.
Doch letztlich möchte ich folgendes sagen: Mit dem Ortswechsel ist es genauso wie mit der Reha. Es sind mögliche wertvolle Stationen auf Deinem ganz persönlichen Weg des Heilungsprozesses. Doch auch der Ortswechsel ist kein Allheilmittel und er ist auch keine unbedingt notwendige Voraussetzung. Ich kenne viele Leute, die es nach einem Umzug geschafft haben, aber auch ungefähr genauso viele, die am neuen Wohnort wieder rückfällig geworden sind.
Ein Ortswechsel ist also wie gesagt eine gute Sache, wenn dies für Dich möglich ist. Du musst aber bedenken, dass auch ein Ortswechsel alleine kein Allheilmittel ist. Seien wir ehrlich: Wer von uns kann nicht mit dem Internet umgehen, wer von uns kann nicht an fast jedem Ort der Welt schnell die richtigen Leute ausfindig machen, über die man so ziemlich alles besorgen kann, was man haben will. Und letztlich gilt:
Meine abschließende persönliche Meinung dazu: Ein Umzug in eine weit entfernte Gegend kann hilfreich sein, ist aber nicht unbedingt notwendig. Ich schätze, dass die meisten ehemaligen Abhängigen, die ich kenne, es ohne einen solchen Umzug geschafft haben.